Heinrich Schütz

1585 – 1672

Auf dass es Eurem Wissen nütz’,
bericht ich jetzt von Heinrich Schütz,
geboren als ein Gastwirtssohn
vor gut vierhundert Jahren schon.
Beim Vater, der das Gasthaus führte,
der hohe Adel gern logierte.
Auch Landgraf Moritz, der von Hessen,
genoss bei Schützens Wein und Essen.
Kunst als Beruf lag denen ferne,
sang auch ihr Heinrich froh und gerne.
Doch diese Klänge, wohlgeraten,
es hörte sie beim Schweinebraten
Graf Moritz, der selbst musizierte
und auch so manches komponierte.
So hat er en passant entdeckt,
was in dem Knaben Heinrich steckt,
ihn dann nach Kassel hingebracht
und dort zum Musicus gemacht.

Doch wurde Heinrich leider später
durch viel Malheur zum Miesepeter.
Zwar fuhr er froh, dieweil noch ledig,
zum Studium bis nach Venedig,
verdiente auch bald allerhand
und wurde weithin anerkannt.
Zwar gab es wohl kaum große Namen,
die nicht mit ihm zusammenkamen,
doch half das nichts, denn – ach! – privat
ging alles schief von früh bis spat.
Nach allzu kurzen Ehefreuden
musst früh sein Weib von hinnen scheiden,
so dass, wie’s schreibend er erzählte,
zwei Kindern nun die Mutter fehlte.
Nie wieder, der Verstorb’nen treu,
sucht’ er den Ehebund auf’s Neu.
Er überlebte, da gesünder,
sogar noch seine Enkelkinder,
den Schwiegervater und Freund Schein,
des dreißigjähr’gen Krieges Pein
und fand das alles gar nicht schön,
es musste ihm zu Herzen gehn.
Als dann noch Euphrosinen starb,
ihm dies die Laune ganz verdarb.

Auf Bildern wirkt er arg verbiestert,
sein Blick ist grämlich und umdüstert.
Er dacht’ wohl zeitgenössisch, ach,
was später deutlich ausdrückt Bach:
„Mein Gott, wann kommt das schöne :Nun!,
da ich in Frieden fahren werde
und in dem Sande kühler Erde
und dort bei Dir im Schoße ruhn.“ *
Auf diesem Grund, als Trost und Glück,
schrieb er die herrlichste Musik.
So voller Kraft war’n die Gesänge,
die nie zuvor gehörten Klänge,
dass sie uns heute noch bewegen
und ihres Schöpfers Kunst belegen.

Doch wie’s dem Schicksal oft beliebt,
ward auch dies Schaffensglück getrübt
Es zog der Fürst den Gürtel enger,
die Spieler fehlten und die Sänger.
Die Töne klangen nur noch kläglich,
der arme Schütz vernahm es täglich.
Ganz klar, dass er dies scheußlich fand,
mit Bitten um den Ruhestand
die Obrigkeit – vergebens – quälte,
weil ihm die Kunstgewerkschaft fehlte.
Er setzte sich dann einfach ab,
und, voller Sehnsucht nach dem Grab,
verstarb er von Musik begleitet,
wie damals es als Brauch verbreitet.
Es sang ein ganzer Freundeschor
ihm was am Sterbebette vor.
Schön wär’s, wenn ich das auch einst hätte
statt einer Videokassette.

 
(für einen Musiknachmittag in Bremerhaven)

* Kreuzstabkantate